Mit großer Freude hatten Mitglieder der beiden neuapostolischen Kirchengemeinden Kitzingen und Ochsenfurt am 5. Juli 2020 den ersten gemeinsamen Gottesdienst in Kitzingen nach der durch die Corona-Pandemie bedingten Pause erlebt. Schwerpunktmäßig wurde an diesem Sonntag der Entschlafenen gedacht.
Sicherlich hatten manche Besucher im Vorfeld noch gewisse Bedenken, was ihre eigene Gesundheit und die eingeschränkten Möglichkeiten der Gottesdienstgestaltung anbelangte. Setzte man sich in einem geschlossenen Raum einem erhöhten Infektionsrisiko aus? Wie würde sich die strikte Einhaltung der Hygienevorschriften auf die so lange vermisste Gemeinschaft im Gottesdienst auswirken? Käme da überhaupt die richtige Atmosphäre auf, wenn man sich nicht per Handschlag begrüßen durfte? Und überhaupt, Gemeinde- und Chorgesang waren ja nicht erlaubt.
Spätestens mit Beginn des Gottesdienstes, den Heinz-Jörg Herrmann hielt, der Vorsteher beider Gemeinden, waren diese Bedenken verflogen. Dank einer perfekten Vorplanung waren allen Besuchern bestimmte Plätze im gut belüfteten Kirchenraum zugeteilt worden, an denen sie dann selbst über die Beibehaltung des Mund- und Nasenschutzes entscheiden konnten. Anstatt zu singen, lasen alle die von der Orgel intonierten Liedtexte. Und anstelle des Chorgesangs ertönten zwei Geigen mit Klavierbegleitung, ein Geigen- bzw. Klaviersolo oder ein Orgelstück.
Seiner Predigt legte der Priester ein Bibelwort aus dem Thessalonicher-Brief zugrunde:
„Wir wollen euch aber, Brüder und Schwestern, nicht im Ungewissen lassen über die, die da schlafen, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die da entschlafen sind, durch Jesus mit ihm führen.“ (1. Thess. 4, 13f)
Dieses besondere Wort des Paulus, so Heinz-Jörg Herrmann in seinen Ausführungen, sei ein Trost für die Thessalonischer gewesen, denen der Apostel die bevorstehende Wiederkunft Christi gepredigt hatte. Konfrontiert mit dem Ableben von Gemeindemitgliedern, seien sie in Bangigkeit gewesen über das Schicksal der Verstorbenen am Tag des Herrn. Auch wir bräuchten nicht traurig sein über unsere bereits entschlafenen Brüder und Schwestern, denen der Herr wie allen, die an ihn glauben und ihm nachfolgen, Gnade schenken wolle. Unsere Aufgabe sei es jedoch, auch für diejenigen in der Fürbitte einzutreten, die während ihres Erdendaseins die Nähe Gottes noch nicht erlebt oder an ihr gezweifelt hatten. Denn Christus sei für alle gestorben.
Ein besonderes Gepräge hatte aufgrund der vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen auch die Feier des Heiligen Abendmahls. Für viele ungewohnt, teilte der Vorsteher die Hostie jedem Besucher an seinem Platz aus, um unnötige Personenbewegungen im Kirchenraum zu vermeiden.
Nach dem Abschlussgebet und dem trinitarischen Segen spiegelten sich Freude und Dankbarkeit in den Gesichtern der Anwesenden. Die Gedanken gingen aber auch zu allen Brüdern und Schwestern, denen eine persönliche Gottesdienstteilnahme noch nicht möglich war.
Text: Bernd-Uwe Groß
Bilder: Sigrid Römer