Im Herbst 2010 für eine Konzertreise nach Südafrika gegründet, gastierte am 30. September 2018 die „Junge Philharmonie der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland“ erstmals in Würzburg. Sie ist ein christlich geprägtes Laienorchester mit vielen gut ausgebildeten jungen Musikern, ermöglicht begabten Spielerinnen und Spielern die Mitgliedschaft unabhängig von ihrer Konfession und leistet so einen wichtigen Beitrag zum interkonfessionellen Dialog. Projektorientiert erarbeitet das Orchester unter Leitung professioneller Dirigenten anspruchsvolle Sinfonien und Orchesterwerke verschiedener Epochen. Auf dem Programm des Konzerts in der evangelisch-lutherischen Kirche St. Johannis in Würzburg standen Auszüge aus der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck sowie die achte Sinfonie von Antonín Dvořák.
„Welch herzerfrischender Humor, welch köstlich naive Melodik, welch Kunst und Freiheit in der Behandlung des Orchesters, welche Vollendung in der Gestaltung des Ganzen, welche blühende Erfindung, welch prachtvolle Polyphonie ...“ Diese Worte schrieb Richard Strauss seinem Freund Engelbert Humperdinck, nachdem er die Partitur der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ gelesen hatte. Er war es auch, der auf eigenen Wunsch die Uraufführung am 23. Dezember 1893 im Weimarer Hoftheater dirigierte. „Hänsel und Gretel“ war die erste Oper Humperdincks und sorgte wesentlich für seinen Bekanntheitsgrad.
Im Konzert am 30.09.2018 wurden neben der Ouvertüre aus dem zweiten Akt das Orchesterzwischenspiel „Hexenritt“, das „Lied des Sandmann“, der „Abendsegen“ und die „Pantomime“ vorgetragen. Den Solopart beim „Lied des Sandmann“ sang Helena Müller. Zusammen mit Emma Bröggelhoff, Cornelia Frank, Theda-Linn Stoklas und ihrer Gesangslehrerin Isabell Marquardt war sie auch im Chor beim „Abendsegen“ zu hören. Beide Kinderpartien sind für reife Stimmen geschrieben und werden deshalb in der Regel von erwachsenen Sängerinnen vorgetragen. Hier traten jedoch jungendliche Solistinnen auf, die durch ihre stimmliche Klarheit und einfühlsame Vortragsweise beeindrucken konnten.
Antonín Dvořáks achte Symphonie kann in vielfacher Hinsicht als Wandel im symphonischen Schaffen des tschechischen Komponisten bezeichnet werden. Er löst sich in dieser Sinfonie durch einzelne, aber bedeutsame Abweichungen von der traditionellen Form der klassischen Sinfonie und distanziert sich vom musikalischen Schaffen seines Freundes und Förderers Johannes Brahms. Wie der Großteil seiner Werke ist auch die achte Sinfonie von der böhmischen Natur und der tschechischen Musiktradition geprägt, seien es die rhythmischen und harmonischen Wendungen oder die volkstümlichen melodischen Gedanken und ihre Verarbeitung. Der Komponist dirigierte selbst die Uraufführung am 2. Februar 1890 in Prag mit dem Orchester des Tschechischen Nationaltheaters.
Die „Junge Philharmonie Süddeutschland“ musizierte für ein Laienorchester auf einem beachtlich hohen musikalischen Niveau unter der Leitung von Uwe Münch, Dozent an der Musikhochschule Stuttgart sowie an der Berufsfachschule für Musik in Mittelfranken.
Text: Andreas Lehmann
Bilder: Gundbert Banik