Am Sonntag, den 28. November 2021, fand in der kleinen neuapostolischen Kirchengemeinde Herzogenaurach der letzte Gottesdienst statt, in dem das Gebäude in der Karlsbader Straße 2 von Bischof Arne Herrmann entwidmet wurde.
Die ersten neuapostolischen Gottesdienste in Herzogenaurach fanden seit 1977 in einem kleinen Nebensaal eines örtlichen Vereinshauses statt, so die Kurzchronik, vorgelesen von Reto Baumeister, dem Gemeindeleiter Die Gemeinde wurde ein Jahr später selbstständig und bezog ein kircheneigenes Wohnhaus. Der erste Gemeindevorsteher war Priester Manfred Sottek, der bis 1996 wirkte. Über die Jahre wuchs die Mitgliederzahl weiter, so dass 1994 ein Neubau in der Karlsbader Straße bezogen wurde. Nach Manfred Sottek waren Klaus Zeschko, Ebrulf Rötling, Jürgen Hohmann, Oliver Wellner und ab 2012 Reto Baumeister für die Leitung verantwortlich. 44 Jahre nach ihrer Gründung wurde aufgrund der zunehmend schwieriger werdenden Personalsituation eine Schließung der Kirchengemeinde Herzogenaurach notwendig. Ihre rund 35 aktiven Mitglieder haben aber ab Dezember 2021 die Möglichkeit, die neuapostolischen Gottesdienste in Erlangen oder Höchstadt/Aisch zu besuchen.
„In unseren Herzen ist heute schon etwas Wehmut und Traurigkeit“, so begann der Bischof seine Wortverkündung. „Dennoch wollen wir gemeinsam nach vorne blicken.“ Das tue erst einmal weh, aber die Entscheidung sei allen Verantwortlichen nicht leicht gefallen, dieses Kirchlein nun zu entwidmen. Mit tröstenden und aufbauenden Worten wandte sich der Bischof an die Herzogenauracher und ermutigte sie, sich in ihre neuen Gemeinden freudig einzubringen.
Der Predigt lag ein Lobpreis aus dem Lukasevangelium zugrunde:
„Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk... dass wir, erlöst aus der Hand unserer Feinde, ihm dienten ohne Furcht unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen.“ (Luk. 1, 68 u. 74, 75)
Das Bibelwort stammt aus dem Lobgesang des Zacharias, dem Vater von Johannes dem Täufer. Erfüllt vom Heiligen Geist, glaubte er, dass der Erlöser kommen werde. „Wie sieht die Erlösung aus? Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden, er hat sein Opfer für alle Menschen gebracht, ist zu seinem Vater aufgefahren und wird von dort wiederkommen, um die Seinen zu sich zu nehmen. Wir leben inmitten dieses Erlösungsprozesses. Lasst uns dem Herrn treu bleiben, er wird auch in der Zukunft bei uns sein“, so Arne Herrmann in seiner Predigt.
Zur weiteren Wortverkündung wurde Sebastian Guhl gerufen, der stellvertretende Vorsteher des Kirchenbezirks Erlangen-Würzburg.
Nach der Sündenvergebung und der Feier des Heiligen Abendmahls las Evangelist Reto Baumeister die Kurzchronik der Gemeinde vor und dankte allen Mitgliedern für ihre Mitarbeit und Opferbereitschaft sowie für ihre Gebete um den Segen Gottes, der über Jahrzehnte auf dem Gemeindeleben gelegen habe. Auch sprach er seinen Dank den Nachbargemeinden aus, die die Herzogenauracher herzlich willkommen heißen würden.
Mit einem Entwidmungsgebet und dem Schlusssegen beendete Bischof Arne Herrmann den denkwürdigen letzten neuapostolischen Gottesdienst in der Karlsbader Straße.
Text: Marco Metzger
Bilder: Jakob Steinmetz