Am 3. Juli 2016 feierte der Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, Bezirksapostel Michael Ehrich, mit allen fünfzehn Gemeinden des Kirchenbezirks Nürnberg-West einen Festgottesdienst zum Gedächtnis der Entschlafenen, der in der Neuapostolischen Kirche Nürnberg-Karlstraße stattfand. Während die Mitglieder einiger umliegender Gemeinden live dabei sein konnten, hatten andere die Gelegenheit, eine Bildübertragung via Internet in den beiden Gotteshäusern in Erlangen und Würzburg zu erleben.
Der Bezirksapostel legte seiner Predigt ein Bibelwort aus dem Propheten Hesekiel zugrunde:
„Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war.“ (Hes. 34, 12)
In seinen einleitenden Worten erläuterte er zunächst den Zusammenhang der Bibelstelle mit der babylonischen Gefangenschaft gläubiger Juden im 6. Jahrhundert v. Christus, denen Gott durch Hesekiel verspricht, sie wieder nach Jerusalem zurückzuführen. Dazu diene das Bild eines Hirten auf der Suche nach den verlorenen Schafen. Es erinnere aber auch an das Gleichnis Jesu vom verlorenen Schaf (vergl. Lukas 15, 3-7) und beschreibe das Heilswirken Gottes, wie es heute durch Jesus Christus geschieht.
In seinen weiteren Ausführungen erklärte Bezirksapostel Ehrich den Begriff „verlorene Schafe“ näher. Einerseits seien es ursprünglich Gläubige, die sich von Christus entfernt hätten, andererseits Seelen, die Christus noch gar nicht erkannt hätten, die er aber durch sein Opfer erlösen wolle. Darin zeige sich die große Liebe des Gottessohnes zu den in Sünde gefallenen Menschen, nicht nur im irdischen Leben, sondern auch in der jenseitigen Welt. Durch unsere Gebete für die „verlorenen Schafe“ und unsere gläubige Nachfolge Christi erleichterten wir den erlösungsbedürftigen Seelen den Zugang zum Heil. Voraussetzung für die Aufnahme in die Herde Christi sei nicht nur der Glaube an das Wort Gottes, sondern auch an die Notwendigkeit der Wiedergeburt aus Wasser und Geist. Schließlich sei auch das heilige Abendmahl unverzichtbar für das ewige Leben.
Alle sieben aktiven Apostel der Gebietskirche Süddeutschland wohnten dem Gottesdienst bei, und drei von ihnen wurden zu einem ergänzenden Predigtbeitrag aufgerufen. Apostel Hans-Peter Schneider betonte, dass alle Sünder bei Gott eine Zukunft hätten, sofern sie zur Umkehr bereit wären, ähnlich einem Zug, der in entgegengesetzter Richtung einen Sackbahnhof wieder verlassen müsse. Apostel Herbert Bansbach erinnerte an die Speisung der Fünftausend und erläuterte das Wunder der Brotvermehrung. Dieses Wunder veranschauliche, wie sich Jesus den Hungrigen und Bedürftigen zuwendet. Apostel Hans-Jürgen Bauer schließlich griff die Geschichte des Kirchengrundstücks in der Karlstraße auf und bezog sich auf den Brunnen, der an diesem Ort nach der Überlieferung einmal gestanden haben muss. Heute könnten die Seelen in der jenseitigen Welt aus dem göttlichen Heilsbrunnen trinken, wenn ihnen durch das Apostolat Christi die Sakramente gespendet werden.
Umrahmt wurde der Festgottesdienst in der vollbesetzten Kirche Nürnberg-Karlstraße von einem großen gemischten Chor, einem Kinderchor und dem Bezirksorchester. Schon vor dem Gottesdienst wurden die Besucher auf die Predigt eingestimmt, etwa durch den Orchestervortrag des Liedes „Heute, heute, so ihr seine Stimme höret“ (CB 109) oder durch den Kinderchor, der „Gott ist die Liebe“ (GB 234) anstimmte und dann vom gemischten Chor und Orchester begleitet wurde. Der Predigt des Bezirksapostels ging eine sehr einfühlsame Interpretation des bekannten Chorliedes „O Jesu, du seligste Ruh“ (CB 121) voran, und der Kinderchor gab mit dem Kinderlied „Weil ich Jesu Schäflein bin“ eine passende Antwort auf das gerade vernommene Wort Gottes. Und nach der Feier des Heiligen Abendmahls und der Spendung der Sakramente für die Seelen in der jenseitigen Welt blieb die große Festgemeinde andächtig stehen und lauschte einem weiteren Vortrag des Orchesters zum Ausklang der feierlichen Handlungen. Es folgten das Schlussgebet und die Spendung des Segens durch den Bezirksapostel sowie das dreifache Amen, in das die große Festgemeinde einstimmte.
Das musikalische Finale dieses denkwürdigen Gottesdienstes im Kirchenbezirk Nürnberg-West gestalteten die beiden Chöre, begleitet von den Spielerinnen und Spielern, mit einem begeisternden Vortrag des Sonderliedes „Schenk deinen Frieden“ (Text und Musik: Sigi Hänger). Wie sehr Bezirksapostel Ehrich die musikalische Mitarbeit, vor allem auch die der Kinder berührt hatte, machte er in einem herzlichen Dankeschön deutlich und in der humorvollen Bemerkung, dass er sich um die Zukunft der musikalischen Aktivitäten in der Gemeinde wohl keine Sorgen machen müsse.
Text: Bernd-Uwe Groß